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Zusammenhang zwischen Gedanken und Emotionen
Gedanken und Emotionen sind oft miteinander verknüpft und können sich gegenseitig beeinflussen. Während nicht alle Gedanken unmittelbar zu starken emotionalen Reaktionen führen müssen, sind sie häufig ein wesentlicher Bestandteil des emotionalen Erlebens. Es ist wichtig zu erkennen, dass individuelle Unterschiede in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gedanken und Emotionen bestehen können.
Kognitive Bewertung
Gefühle entstehen oft aus der kognitiven Bewertung einer Situation. Wenn ich einen Gedanken über eine bevorstehende Herausforderung haben, wie zum Beispiel „Ich werde bei der Prüfung durchfallen“, kann dieser Gedanke Angst hervorrufen. Hierbei wird der Gedanke zur Grundlage für die emotionale Reaktion.
Physiologische Reaktionen
Emotionen sind häufig mit körperlichen Reaktionen verbunden, die durch Gedanken ausgelöst werden. Zum Beispiel kann der Gedanke an eine stressige Situation (wie ein bevorstehender Termin) körperliche Symptome wie Herzklopfen oder Schwitzen hervorrufen. Diese körperlichen Reaktionen sind Teil der emotionalen Erfahrung.
Automatisierte Denkmuster
Viele Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens automatisierte Denkmuster, die ihre emotionalen Reaktionen beeinflussen. Ein Beispiel könnte sein, dass jemand bei dem Gedanken an eine bestimmte Person sofort negative Gefühle empfindet, weil frühere Erfahrungen mit dieser Person negativ waren.
Emotionale Intelligenz
Die Fähigkeit, eigene Gefühle zu erkennen und zu benennen, hängt eng mit dem Verständnis eigener Gedanken zusammen. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz können oft besser zwischen ihren Gedanken und den daraus resultierenden Emotionen unterscheiden.
Beispiele für den Zusammenhang:
Prüfungssituation
Wenn jemand denkt: „Ich bin nicht gut genug für diese Prüfung“, kann dieser Gedanke Gefühle von Angst und Unsicherheit hervorrufen. Die emotionale Reaktion ist direkt mit dem negativen Gedanken verknüpft.
Soziale Interaktion
Bei einem Gespräch könnte der Gedanke „Ich mache bestimmt einen Fehler“ dazu führen, dass sich jemand unwohl fühlt oder nervös wird. Hier ist die emotionale Reaktion (Unwohlsein) eng mit dem Gedanken (Selbstzweifel) verbunden.
Erinnerungen
Wenn jemand an einen traurigen Moment in der Vergangenheit denkt, kann dies sofort Traurigkeit hervorrufen, selbst wenn die Situation nicht mehr aktuell ist. Der Gedanke an die Erinnerung löst die emotionale Reaktion aus.
Die Schwierigkeiten von Autist*innen, ihre eigenen Gedanken zu erkennen, können auf verschiedene kognitive und emotionale Herausforderungen zurückgeführt werden. Diese Schwierigkeiten sind oft mit einer eingeschränkten „Theory of Mind“ und emotionalen Verarbeitungsfähigkeiten verbunden.
Bedeutung des Nicht-Erkennens eigener Gedanken
Das Nicht-Erkennen eigener Gedanken bedeutet, dass Autist*innen oft nicht in der Lage sind, ihre eigenen Emotionen, Bedürfnisse oder Gedanken klar zu identifizieren oder zu benennen. Aus diesem Grund kann es dazu führen, dass sie in emotionalen Situationen überfordert sind oder nicht wissen, wie sie sich fühlen oder warum sie auf eine bestimmte Weise reagieren.
Beispiele dazu:
Emotionale Unklarheit
Angenommen eine erwachsene Autistin hat einen stressigen Tag bei der Arbeit. Sie fühlt sich unruhig und gereizt, kann aber nicht genau sagen, warum. Stattdessen denkt sie: „Ich fühle mich komisch“, ohne die zugrunde liegende Emotion als Stress oder Überforderung zu identifizieren. Diese Unfähigkeit, den spezifischen emotionalen Zustand zu erkennen, kann dazu führen, dass sie nicht weiß, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen soll.
Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Bedürfnissen
Ein autistisches Kind könnte während eines Spiels frustriert werden, weil es Schwierigkeiten hat, eine Aufgabe zu lösen. Es könnte laut werden oder weinen, ohne zu verstehen, dass seine Frustration aus dem Wunsch nach Erfolg resultiert. Stattdessen könnte es einfach sagen: „Ich mag dieses Spiel nicht“ oder weglaufen, was nicht die wahre Quelle seines Unbehagens widerspiegelt.
Probleme mit sozialer Interaktion
In einer sozialen Situation könnte ein Autist bemerken, dass er sich unwohl fühlt, wenn er mit anderen spricht. Er könnte jedoch nicht erkennen, dass dieses Unbehagen aus seiner Angst vor dem Urteil anderer resultiert. Stattdessen denkt er vielleicht: „Ich möchte nicht reden“, ohne die zugrunde liegenden Ängste oder Gedanken über soziale Normen zu verstehen.
Die Schwierigkeiten von Autisten beim Erkennen ihrer eigenen Gedanken sind oft das Ergebnis einer Kombination aus emotionaler Unklarheit und kognitiven Herausforderungen. Diese Probleme können dazu führen, dass sie in sozialen Interaktionen und emotionalen Situationen überfordert sind und Schwierigkeiten haben, ihre Bedürfnisse und Emotionen klar auszudrücken.